Enorme Kraftanstrengung hat sich gelohnt
Schulministerin Barbara Sommer verleiht der Brede als erster Schule im Kreis Höxter das begehrte "Gütesiegel Individuelle Förderung"
Sich um jeden Einzelnen so intensiv wie möglich zu kümmern: Das ist heutzutage eines der aussagekräftigsten Kennzeichen einer guten Schule. Das Gymnasium Brede erfüllt diesen Anspruch als erste Schule im Kreis Höxter in ganz besonderer Weise: Eine Delegation unter der Leitung des Schulleiters Dr. Friedhelm Molitor nahm am Montagabend in Düsseldorf aus den Händen der Schulministerin Barbara Sommer das begehrte „Gütesiegel Individuelle Förderung“ entgegen.
Eine enorme Kraftanstrengung war Voraussetzung dieses großartigen Erfolges: 2009 erfolgte die umfangreiche Bewerbung, im Januar 2010 wurde die Brede dann von einer Kommission bis in den letzten Winkel durchleuchtet – und schließlich als würdig befunden, die hohe Auszeichnung zu tragen. Überzeugend wirkte vor allem, dass die Brede hinsichtlich ihrer Angebote sehr breit aufgestellt ist, dabei aber gleichzeitig eine hohe Qualität aufzubieten hat.
Und das gesamte Kollegium zieht mit: „Individuelle Förderung kann nur gelingen, wenn es Hand in Hand abläuft und jeder seinen Beitrag leistet“, hebt Stefanie Westermeier die hohe Motivation der Lehrerschaft hervor. Gemeinsam mit Elisabeth Zurhove, Sandra Meier-Tokic, Joachim Bischoff und Bärbel Lüttig gehört sie der Arbeitsgruppe an, die die Bewerbung organisiert hat. Sandra Meier-Tokic verweist zudem besonders auf die Strahlkraft der Zertifizierung für die Zukunft: „Das Gütesiegel lässt uns Teil einer Gütegemeinschaft werden: Das gibt Energie und Aufschwung, sich den hohen Ansprüchen immer wieder neu zu stellen.“
Letztlich ist der Stellenwert der individuellen Förderung an der Brede die Konsequenz einer langen Tradition: „Das Wohl jedes Einzelnen hatte an der Brede immer eine hohe Priorität: Schon die Armen Schulschwestern sahen es als ihre Aufgabe an, die Menschen zu voller Entfaltung zu führen und sie zu befähigen, ihre Gaben zur menschenwürdigen Gestaltung der Erde einzusetzen“, so Erprobungsstufenkoordinatorin Elisabeth Zurhove, Mitglied des Bewerbungsteams und gemeinsam mit Bärbel Lüttig zuständig für das möglichst bruchlose Gestalten von Übergängen aus der Grundschule sowie in andere Klassen und Stufen oder später in den Beruf und das Studium.
„Individuelle Förderung“: Das Begriffspaar ist zum Synonym für eine der großen Zukunftsaufgaben der Schule im 21. Jahrhundert geworden. Am Gymnasium Brede ist längst ein tragfähiges Konzept installiert, das in den vergangenen Monaten immer wieder auch Vertreter anderer Schulen in Augenschein nahmen. Und sie durften dabei feststellen, dass die Förderungsmaßnahmen nicht etwa für die Bewerbung aus dem Boden gestampft wurden, sondern schon lange fest verwurzelt sind.
Angelina Middeke, die die Jahrgangsstufe 11 besucht, ist ein Beispiel dafür, wie Schüler in die Prozesse der individuellen Förderung fest integriert sind: Sie hat durch den Besuch der bilingualen, d.h. deutsch- und englischsprachigen Klasse und des Drehtürmodells nicht nur profitiert, sondern gab im Rahmen des „Schüler-helfen-Schülern“-Prinzips als Nachhilfelehrerin und Hausaufgabenbetreuerin etwas zurück. Diese verantwortungsvollen Aufgaben schätzt auch Sebastian Grube (Jahrgang 11): „In aufgelockerter, fast freundschaftlicher Atmosphäre haben wir hier die Möglichkeit, auf die individuellen Lernbedürfnisse der Schüler einzugehen.“
Das Drehtürmodell, an dem Angelina Middeke teilgenommen hat und in dessen Rahmen Schüler bestimmte Unterrichtsstunden verlassen, um in dieser Zeit an selbstgewählten Themen zu arbeiten und diese anschließend der Öffentlichkeit zu präsentieren , lobt sie in den höchsten Tönen: „Wir Schülerinnen und Schüler erhalten den Freiraum, uns dort zu entfalten, wo die eigenen Stärken liegen. Das kann der reguläre Unterricht häufig so nicht leisten“, berichtet Angelina über eines der Leuchtturmprojekte des Gymnasiums Brede im Rahmen der individuellen Förderung. Die Verantwortlichen für dieses Projekt, Stefanie Westermeier und Sandra Meier-Tokic, besitzen sogar die so genannte ECHA-Zusatzqualifikation für Lehrer, die sie befähigt, besonders begabten Schülerinnen und Schülern Unterrichtsangebote nach Maß anzubieten.
Benedikt Hoffmeister aus dem Jahrgang 12 hat ganz ähnliche Erfahrungen gemacht: Der Vördener arbeitete 2008 nach dem Drehtürprinzip zum Thema „Globale Erwärmung“ und schätzte dabei besonders den seiner Ansicht nach gelungenen Mix aus individueller Betreuung und selbstbestimmtem Freiraum. „Es war eine tolle, neue Erfahrung, alles allein zu organisieren, aber dennoch gut betreut zu werden.“
Ob begleitetes Überspringen eines Jahrgangs, Eltern-Kind-Seminare für besonders Begabte, ein ausgeklügeltes System zum Auffangen von Teilleistungsschwächen, Sprachzertifikate, kleingliedrige musische Differenzierung, Projekte zum Erwerb sozialer Kompetenzen oder viele andere Bausteine, um jeder einzelnen Lernbiografie möglichst gerecht zu werden: Das Gymnasium Brede verfügt über ein anerkannt breites Netz individueller Förderung. In drei Jahren muss sich die Schule regulär einer Nachprüfung unterziehen, um nachzuweisen, dass der hohe Standard gehalten wurde und dass kleinere Verbesserungsvorschläge umgesetzt wurden. Doch auch hier befindet sich die Schulgemeinschaft der Brede schon inmitten der Arbeit: Mit dem neuen Stundenraster ist eine der „Hausaufgaben“ schon bald erfüllt.
Text: Kai Hasenbein