Deutsch-Tschechischer Schüleraustausch 2013

Bericht über die Begegnung in Prag

Die Schulpartnerschaft zwischen dem Berufskolleg Brede und Obchodni Akademie in Prag-Bubenec besteht seit dem Jahr 1991 und ist damit eine der ältesten noch bestehenden Schulpartnerschaften, die nach der Wende mit Ländern des damaligen Ostblocks geschlossen wurde.

Beide Schulen sind bestrebt, im Rahmen der Schulpartnerschaft gemeinsam einen Beitrag zur internationalen und interkulturellen Verständigung und somit zum Zusammenwachsen Europas zu leisten. Deshalb standen auf dem Programm in Prag in der Woche vor den Herbstferien nicht nur die vielen kulturellen Denkmäler, die sich die kleine Gruppe von deutschen und tschechischen Schülerinnen und Schülern bei zumeist strahlendem Sonnenschein anschaute, sondern auch Orte, die als Mahnmal für die Gräueltaten der NS-Diktatur stehen und ein Hinweis für die Jugendlichen sind, rechtsextremistischen und rassistischen Tendenzen in beiden Ländern entgegenzutreten.

So besuchte die Gruppe den Ort, wo 1942 das Dorf Lidice als Vergeltung für die Ermordung des Stellvertretenden Reichsprotektors von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, dem Erdboden gleich gemacht, die Männer erschossen, die Frauen und viele der Kinder in KZs gebracht und ermordet wurden. Die multimediale Ausstellung mit ihren beeindruckenden Zeitzeugenberichten und Dokumentarfilmen, aber auch das Denkmal, das an die Ermordung der Kinder erinnert, löste Betroffenheit aus. Annmarie Gogrewe und Natalie Labutin, Mitglieder des SOR-SMC-Teams (Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage), übergaben im Namen der SV eine Geldspende und legten als Erinnerung eine Urkunde am Denkmal nieder. Weiter ging es nach Theresienstadt, wo die deutsche und die tschechische Gruppe jeweils getrennt geführt wurden. Der Kreis dieser eher ernsten historischen Themen schloss sich im Verlauf der Woche mit einem Besuch der Prager Judenstadt, wo ein hervorragender Museumsführer seine interessierten Zuhörer fesselte, und dem Besuch der Krypta der Orthodoxen Kathedrale der Hl. Kyrill und Methodius in Prag, die als Gedenkstätte für die Heydrich-Attentäter zu einem Ort der Versöhnung gestaltet worden ist.

Neben Versöhnung ist die Begegnung Jugendlicher ein wichtiger Aspekt des Austausches. Dazu dienten nicht nur die gemeinsamen Erkundungen der Stadt, ein gemeinsames Essen, ein Besuch der Křižík-Fontäne auf dem Ausstellungsgelände Výstaviště in Prag, ein erholsamer Ausflug in den „aquapalace praha“, einem großen Schwimm- und Fun-Bad, sondern auch ein Tag in der Schule, wo weiter an dem Wirtschaftsprojekt gearbeitet wurde, das im Frühjahr während des Besuchs in Brakel begonnen wurde. Die deutschen Schüler waren erstaunt, dass die tschechischen Schüler sich mit einem Chip Einlass verschaffen mussten. Da in der tschechischen Schule viele Lehrer einen eigenen Raum haben und die Schüler zu ihnen wandern, war die Freude groß, im Fachraum Deutsch Fotos, Zeitungsartikel und Plakatwände an den Wänden zu finden, die die Geschichte der Partnerschaft zwischen der Brede und der Schule in Prag dokumentieren. Manch ein deutscher Schüler entdeckte dort seine älteren Geschwister oder Bekannte aus dem Heimatort.

Während die Schüler nachmittags auch einmal Gelegenheit hatten, je nach Interesse, die netten Läden in der Altstadt oder die neuen „Konsum-Tempel“ zu besuchen, führten die Lehrer mit Bernard Bauer, dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer in Prag, ein Gespräch, um die Weichen für Praktika in Prag für deutsche Schüler zu stellen. Ferner nahmen Pläne für die Austauschmaßnahme 2014 konkretere Gestalt an. Soviel darf schon verraten werden – im Mittelpunkt wird dann ein Projekt mit entsprechenden Ausflügen und Aktionen in Deutschland und der Tschechischen Republik stehen, das sich mit dem Strukturwandel in den beiden Ländern beschäftigen wird.

Interessierte Schüler für den Austausch 2014 wenden sich bitte an Herrn Emmerich.

Annette Lücht (Bericht) und Ingo Emmerich (Bild)