“We are all Europeans with our similarities and differences”

Gruppe der Brede reiste zum 3. Treffen des Comeniusprojekts 2013-2015

Ausgeschlafen und voller Elan treffen wir (5 Schülerinnen der EF, die irische Fremdsprachenassistentin Jenna Byrne und Herr Junge) uns sonntags um fünf Uhr morgens in Brakel an der Schule. Von dort aus brechen wir nach Düsseldorf auf, um über Wien nach Iasi (sprich: „Jasch“) zu fliegen. Bis auf einige hochdramatische WLAN-lose Zonen verläuft der Hinflug ohne besondere Vorkommnisse.

In Iasi angekommen, werden wir freundlich in Empfang genommen und mit Hilfe des Schulbusses weiter nach Raducaneni, dem Dorf, in dem unsere Gastgeber wohnen und zur Schule gehen, gebracht. Raducaneni unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von unseren Dörfern. So fällt zunächst auf, dass alle Grundstücke mit Zäunen abgetrennt sind und es sehr viele Straßenhunde gibt. Auch ist es wohl nicht ganz so pingelig sauber wie in Deutschland. Allerdings muss man wohl dazu sagen, dass wir Deutschen, zumindest in den Augen anderer, etwas übertreiben. Die meisten Häuser sehen von außen heruntergekommen aus, was sich jedoch nicht zwangsläufig im Inneren fortsetzt. Einige sind auch recht neu renoviert, so auch die Schule, in der wir am nächsten Morgen gegen neun Uhr gemeinsam beginnen.

Zunächst stellen uns die rumänischen Gastgeber sowohl Iasi als auch Raducaneni genauer vor. Dabei geht man vor allem auf die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten Iasis ein, eine Stadt, die offensichtlich einiges zu bieten hat. Darauf folgt eine Schulführung durch die einzelnen Klassen, die gerade Projektwochen haben. Es ist offensichtlich, dass auch sonst anders mit Schülern gearbeitet wird, als man es von Deutschland aus kennt.

Später am Tag besichtigen wir die Katholische Kirche, welche besonders mit ihrer farbenfrohen Gestaltung und ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die von Schwestern aus verschiedenen Ländern geleitet wird, beeindruckt. Sogar eine Schwester aus Deutschland ist dabei, mit der wir uns noch kurz unterhalten, bevor wir uns wieder in der Schule treffen, um dort den Abend mit dem „Cultural Evening“ ausklingen zu lassen. Der „Cultural Evening“ ist ein gemeinsames Abendessen, bei dem traditionelle Gerichte, die aus den verschiedenen Ländern mitgebracht wurden, probiert werden können. Auch wenn das ein oder andere fremd, wenn nicht gar ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, kostet man sich fleißig durch, lernt neue Gerichte kennen, lacht zusammen und genießt den Abend. Mit verschiedenen Tänzen lässt man das viele Essen noch etwas sacken, bevor irgendwann auch die Letzten nach Hause aufbrechen.

Der nächste Tag beginnt mit einem Workshop, in welchem wir Puppen basteln, um mit diesen kurze Dialoge vorzustellen. Diese verdeutlichen, dass wir zwar auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind, jedoch eigentlich alle gleich sind, was stark an das Motto, unter dem dieses Treffen stehen soll, erinnert. Jede noch so skurrile Gestalt zeigt Toleranz und Verständnis und auch die Zuschauer haben viel zu lachen und zum Nachdenken.

Zwischendurch besuchen wir den Kindergarten, in dem uns sorgfältig gelernte Gedichte und Lieder vorgetragen werden. Die in traditionelle Tuniken gekleideten Kinder zeigen sich von ihrer besten Seite, zum Beispiel bei einem Tanz, bevor wir uns zum Essen begeben und sie schlafen lassen. Beim Verlassen des Obergeschosses kommen wir an einem kleinen Glaszimmer (Omas Zimmer) vorbei, wo die Kinder, gemeinsam mit den Betreuerinnen, alte Handwerkskünste lernen können, damit diese nicht in Vergessenheit geraten. Das gemeinsame Mittagessen besteht aus einer traditionellen Hühnersuppe und gefüllten Weinblättern, die auch dann noch nachgereicht werden, als auch der Letzte dankend abgelehnt hat. Als Nachttisch serviert man uns zudem noch Kuchen und einen aus Maismehl bestehenden Brei, von dem alle ebenfalls probieren. Am späten Nachmittag treffen sich noch einige von uns Schülern auf einem Fußballplatz, um zusammen zu sitzen, zu reden und einander kennenzulernen.

Auch der Mittwoch ist sehr ereignisreich. Vormittags treffen sich, wie jeden Morgen, alle in der Schule, von wo aus wir kurz den Bürgermeister besuchen, der sich außerordentlich freut, uns zu sehen. Als wir nach seiner kleinen Ansprache in die Schule zurückkehren, erfahren wir endlich, was es mit der „Überraschung“ auf sich hat, die für diesen Tag auf unserm Programm steht.

Nur schwierig lässt sich das Erlebte in Worte fassen, da diese einem schlichtweg fehlen. In kleinen Gruppen werden wir durch die verdunkelte Schule geführt, um immer wieder in einzelnen, gestalteten Räumen eine kurze Vorführung zu bekommen. Besonders eindrucksvoll ist dabei die aufwändige Wandbemalung, die dadurch hervortritt, dass sie im Dunkeln leuchtet. Unterstrichen mit Tanz-, Gesangs- und Musikeinlagen machen wir eine Reise durch die Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart, lassen uns mitnehmen durch die Kulturen unserer Länder.

Abgerundet wird der Tag durch gemeinsames Singen in der Turnhalle, bei dem die eine oder andere Träne fließt und noch kurz das „Labyrinth-Theater“ an sich vorgestellt wird.

Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus nach Iasi, welche die zweitgrößte Stadt in Rumänien ist. Wir besichtigen die Universität und einige andere Sehenswürdigkeiten, die zuvor in der Präsentation genannt wurden. Danach geht es in die Stadt, um ein bisschen zu shoppen, auch wenn schnell klar ist, dass es nichts anderes gibt als in Deutschland auch. Man teilt sich in kleinere Gruppen auf, isst in der großen Einkaufsmall oder kauft ein kleines Souvenir – und dann geht es schon wieder zurück.

Donnerstags fahren wir alle mit dem Bus zum roten See (Lacul Roșu) in Transsylvanien. Der rote See ist zwar eher grün, doch da stören wir uns nicht weiter dran. Stattdessen bewundern wir die bergige Landschaft und den Schnee, der uns hier oben entgegenkommt. Es werden einige Fotos geschossen, man vertritt sich die Beine, bevor es nach viel zu kurzer Zeit schon wieder weitergeht.

Für ein paar Minuten halten wir an einem Straßenbasar, bei dem sich einige mit Souvenirs eindecken oder kleine Mitbringsel für die Familie und Freunde kaufen.

Auf dem Rückweg zur Schule wird zunächst an einem Restaurant angehalten, in welchem wir wieder einmal traditionell essen. Später sind wir noch am größten Stausee Rumäniens, bevor wir uns endgültig zurück zur Schule begeben.

Der letzte Abend zieht sich noch lange hin. Es wird viel getanzt und geweint, die ersten werden überschwänglich verabschiedet und man hofft, einander irgendwann, irgendwo wieder zu treffen.

Doch der Abend geht schneller vorbei, als uns allen lieb ist und wieder einmal wird deutlich, wie unglaublich kurz fünf Tage doch sein können. Wenige sagen „bis nächstes Mal“, für die meisten von uns heißt es doch eher „Auf Nimmerwiedersehen“.

Vieles geht nun zu Ende, sowohl eine ereignisreiche und ungewöhnliche Woche, als auch lange Nächte mit Menschen aus aller Welt, mit denen einen doch so viel mehr verbindet als man im ersten Moment glauben kann.

Doch etwas ganz Entscheidendes bleibt – und das sind Erinnerungen und Freundschaften, die hier erlebt und geschlossen wurden und nicht so schnell in Vergessenheit geraten werden.

Elisa Härtlein, Jahrgang EF

„Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.“