Geschichte unmittelbar und eindrucksvoll erlebbar gemacht

Ehemaliger DDR-Dissident eröffnet Ausstellung an den Schulen der Brede

Diese anschauliche Geschichtsstunde werden die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte in der Q1 des Gymnasiums und der Klasse 12 des Beruflichen Gymnasiums so schnell nicht vergessen. Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Mauern – Gitter – Stacheldraht“, die sich mit dem Unrecht der politisch Verfolgten in der DDR auseinandersetzt, besuchte der ehemalige DDR-Dissident Alexander Bauersfeld die Schulen der Brede und gab eine höchst beeindruckende Einführung in die Ausstellung.

Nachdrücklich ermunterte er die Schülerinnen und Schüler, sich für Politik zu interessieren und auch häufiger einen Blick in das Grundgesetz zu werfen. „Ich habe das Grundgesetz fast immer dabei. Das ist ein ganz wichtiger Text für mich und mein Verständnis von Freiheit“, sagte er den Schülerinnen und Schülern. Niemals dürfe es in Deutschland wieder Vorfälle geben wie diejenigen, die in der Ausstellung dokumentiert sind. Dort wird z.B. das Schicksal eines Pfarrers vorgestellt, der von seinem eigenen Superintendenten ausspioniert und der Staatssicherheit gemeldet wurde. Bewegend ist auch das Schicksal eines Gefangenen, der in die Sowjetunion überstellt wurde und in der dortigen Haft verstarb. Viele Menschen, deren Schicksal in der Ausstellung vorgestellt wird, kannte Herr Bauersfeld, der selbst im DDR-Gefängnis eingesessen hat, persönlich; dementsprechend eindrücklich waren seine Ausführungen dazu.

Anhand der Trias „Freiheit – Friede – Einheit“, die das Motto des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer war, erläuterte er den Wert der Freiheit: „Ohne Freiheit kann es keinen wahren Frieden geben; allenfalls eine Friedhofsruhe wie in Nordkorea. Deswegen kommt Freiheit immer an erster Stelle.“ Herr Bauersfeld machte den Schülerinnen und Schülern auch deutlich, wie wichtig es ist, dass es freie Wahlen gibt. „In Kuba hat 1959 Fidel Castro die Macht übernommen, die er vor einigen Jahren an seinen Bruder Raul übergeben hat, so wie es früher die Fürsten mit ihren Söhnen gemacht haben. In den mehr als 55 Jahren ist das Volk nie gefragt worden, was es davon hält, genauso wenig wie in der DDR.“

„Die unfassbaren Greueltaten der Nationalsozialisten haben dazu geführt, dass das Unrecht des DDR-Regimes häufig vergessen wird. Aber nur die Erinnerung kann uns wachsam und sensibel machen. Deswegen ist es auch gut, dass die Ausstellung, die von der Union der Opferverbände der kommunistischen Gewaltherrschaft e.V. erstellt wurde, nun bis zum 20. Juni in der Schule zu sehen sein wird“, freut sich Schulleiter Matthias Koch über die Ausstellungseröffnung.

Selbstverständlich können auch Schülergruppen anderer Schulen und Privatpersonen die Ausstellung besuchen. Für Einzelpersonen ist die Ausstellung an Schultagen von 8 -15 Uhr geöffnet; bei Gruppen bitten wir um Voranmeldung und Terminabsprache (unter 05272-39160).

Text: Matthias Koch

Foto: Kai Hasenbein