Unsere ehemalige Kollegin Sigrid Lobner ist verstorben
Am Ostersonntag, dem 1. April 2018, verstarb Sigrid Lobner im Alter von 87 Jahren. Frau Lobner war die erste Oberstufenkoordinatorin unseres Gymnasiums und unterrichtete über 30 Jahre lang die Fächer Mathematik und Physik. Unsere ehemalige Kollegin Corina Murawski hat einen Nachruf auf Frau Lobner verfasst:
Geboren in Gelsenkirchen, verbrachte sie schon als Schülerin einige Zeit an der Brede. Nach dem Abitur 1949 studierte sie in Münster die Fächer Mathematik und Physik und begann nach der Referendarausbildung 1956 ihren Schuldienst am neusprachlichen Mädchengymnasium Brede.
In den weit über 30 Jahren ihrer Tätigkeit an der Schule erlebte sie mehrere grundlegende Wandel. Zum Beginn ihrer Tätigkeit war sie zusammen mit ihrem Mann die einzige weltliche Lehrerin des Kollegiums. Mitte der sechziger Jahre kamen weitere Lehrkräfte dazu, die nicht dem Orden der Armen Schulschwestern angehörten.
Zehn Jahre später beendete die Oberstufenreform den strengen Fächerkanon und machte es notwendig, für ein breiteres Fächerangebot Leistungskurse auch in Kooperation mit dem Städtischen Gymnasium anzubieten. Die Neustrukturierung erforderte die Position eines neugeschaffenen Oberstufenkoordinators. Diese nicht immer leichte Aufgabe hat Frau Lobner über viele Jahre bis zu ihrer Pensionierung ausgeführt. So anschaulich wie ihren Unterricht gestaltete sie auch Informationsveranstaltungen für Kollegen, Eltern und Schüler.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sie Generationen von Schülerinnen und ab 1975 auch Schülern ihre beiden Fächer näher gebracht. Auf der einen Seite war es ihr ein Anliegen, dass alle Schüler die Geheimnisse der Mathematik und Physik durchschauten, und wenn es auch nur für diesen einen Moment war. Andererseits hatte sie ein feines Gespür für vorhandene Begabungen und verstand es dann, diejenigen Schüler so zu fördern, dass sie diesen Weg auch später weiterverfolgten.
So haben zum Beispiel im Jahr 1972 von den 16 Abiturientinnen vier Mathematik bzw. ein naturwissenschaftliches Studium aufgenommen. Damals gehörte ich dazu, und begann dann 1980 selbst mit dem Unterricht an der Brede. Neben der Mathematik hatte ich als zweites Fach Erdkunde gewählt.
Alle zwei Jahre fuhr sie mit ihrem Mann und den Physik Schülerinnen der Unter- und Oberprima (Klasse 12 und 13) in den Weihnachtsferien für fünf Tage nach München ins Deutsche Museum, wo der gesamte Physikstoff mit eindrucksvollen Versuchen noch einmal wiederholt wurde.
Auch ihr Interesse für die Astronomie blieb uns nicht verborgen. Als statt eines Monitors noch eine große Tafel im Eingang der Schule hing, zeigte sie bei besonderen Ereignissen am Nachthimmel vorher schon eine saubere Zeichnung des zu erwartenden Geschehens.
Ich danke Frau Sigrid Lobner für sechs Jahre Mathematikunterricht, der uns auch bei drei Wochenstunden nicht nur die Anwendungsmöglichkeiten der Mathematik aufgezeigt hat sondern auch das Wesen dieser Wissenschaft. Ich danke ihr weiterhin dafür, dass ich mich im Studium jederzeit bei ihr in den Unterricht setzen durfte, um zu beobachten, wie sie zum Beispiel Beweise im Unterrichtsgespräch aus der Schülergruppe heraus erarbeiten ließ. In einer ihrer Klassen durfte ich auch meine erste Mathematik Stunde geben, aus der ich etwas kreideverschmiert aber glücklich herauskam. Auch der Stress der Referendarzeit konnte mich nicht mehr von meinem Berufsziel abbringen.
Corina Murawski (Abitur 1972, Lehrerin an der Brede 1980-2000)