Grünes Klassenzimmer
Der Bibel- und Schulgarten als ein Baustein auch des MINT Profils an der Realschule
Die Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau stellten der Schule ein kleines Stück Land, das östlich vom Schwesternwohnheim liegt, zur Verfügung. Hier entsteht seit 2017 der Bibelgarten der Brede.
Bei der Anlage des Gartens ließ man sich von drei Aspekten leiten:
Er soll ein religiöser Ort der Besinnung und Betrachtung sein
Als Bibelgarten nimmt er biblische Themen und Geschichten neu(artig) in den Blick. Er lädt zur Besinnung und Meditation ein.
Er soll ein sozialer Ort, ein Treffpunkt sein
Der Garten ist ein sozialer Treffpunkt. Hier kann Unterricht im Freien stattfinden. Hier treffen sich die Forscher der MINT Kurse für die Auswertung ihrer Wasserproben aus der Brucht ebenso wie ein Oberstufenkurs oder eine Klassengruppe. Hier kann der Morgenkreis der Kindergartengruppe stattfinden oder die Hospizgruppe sich treffen … Der Garten ist offen für alle. Hier kann Gemeinschaft erlebt werden. Als Bibelgarten ist der Ort deshalb auch Teil der Klostergartenroute im Kreis Höxter.
Er soll aktiv zur Bewahrung der Schöpfung beitragen
Aktiver Umweltschutz aus biblischer Motivation ist ein leitender Gesichtspunkt der Gartengestaltung. Heimische Wildpflanzen, alte Sorten, wilde Rosen, eine Blühwiese, eine artenreiche Hecke u.am. sorgen dafür, dass immer etwas blüht und Insekten und Vögel Nahrung und Unterschlupf (Nistkästen) finden. Steinmauern aus Erkelner Sandstein bieten zusätzliche Lebensräume, und die Wege sind mit gesammelten Feldsteinen aus der Region ausgelegt. Kreuz- /Flechthecken dienen als natürliche Begrenzung und Wohnstätte für Tiere.
Das grüne Klassenzimmer im Schulgarten
In Zeiten von digitaler Arbeit ist reale Naturerfahrung besonders wichtig; die Schüler nehmen dieses Unterrichtserlebnis als besonders einprägend wahr und können sich auch Jahre später noch an die Untersuchungen vor Ort erinnern. Eben auch an die Lebewesen und das Erstaunen über die Artenvielfalt und nicht nur an den Mitschüler, dessen Schuh wegschwamm…“, stellt Frau Niemann, die den Bredenwald und die Brucht regelmäßig für Biologie vor Ort nutzt, mit einem Augenzwinkern fest. Wenn es um den Themenkreis „Wasser“ geht, dann ziehen die Schülerinnen und Schüler der MINT Gruppen der 8R in jedem Jahr ihre Gummistiefel an und waten in die Brucht direkt hinter dem Schulhof. Es wird gekeschert, ganz genau hingesehen und unter die Lupe genommen: „Köcherfliegenlarven mit und ohne Köcher, Bachflohkrebse und Dreieckskopf-Strudelwürmer sind Nachbarn an der Brede, die man bisher noch gar nicht gekannt hat“, erzählte auch Mia ganz begeistert.
„Mit dem Steinkreis im Bibelgarten haben wir nun ein richtiges grünes Klassenzimmer, in dem wir uns zur Auswertung zusammenfinden können – ganz nah an den Lebewesen und mit dem gebotenen Abstand zueinander.“
Sich dann digital weiter zu informieren und über die Anpassung an die Strömung im Wasser, die Atemtricks und den Nahrungsbeziehungen dieser Lebewesen untereinander per Arbeitsblätter und Rechercheaufgaben auf die Spur zu kommen, wird dann auch wieder als sinnvoller Auftrag verstanden und so dienten die Aufgaben, die die Schüler mit nach Hause nahmen, im Unterricht in der nächsten Stunde wieder als Vorbereitung für die Gewässergütebestimmung des Bachs vor Ort.
Aktiver Umweltschutz im Garten:
Eingefriedet ist das Grundstück durch eine artenreiche Hecke, die wir selbst gepflanzt haben, durch neu errichtete Steinmauern, die gleichzeitig am Brunnen als Sitzbank genutzt werden, eine Buchenhecke, die bereits stand, und eine Kreuzhecke, die von Eltern und Schülern noch geflochten wird. Hier entschieden wir uns auf Anraten von Herrn Ulrich Pieper, dem Experten für Flechthecken aus Nieheim, für die Pflanzung einer Weißdornhecke. Der Weißdorn ist schnittverträglich und austriebsstark, sodass die Menschen ihn seit jeher zur Einfriedung ihrer Höfe oder in der Landschaft als Hecke pflanzten. Zu den Rosengewächsen gehörend, ist der Weißdorn er nicht nur schön, sondern auch richtig „spitz“, denn er hat lange Dornen, die ihm seinen Namen gegeben haben.
Gerade die Dornen machen eine Weißdornhecke äußerst attraktiv für unsere heimischen Singvögel: Neben dem Futterangebot für Insekten durch die Blüten im Frühjahr und Früchte im Herbst bieten die Hecken einen hervorragenden Schutz für den gefiederten Nachwuchs. Der dichte, knorrige Wuchs tut sein Übriges, damit die Flechthecke einen großen ökologischen Mehrwert für die Tier- und Pflanzenwelt da stellt, da auch Igel, Siebenschläfer oder die Haselmaus hier Brut- und Nistplätze finden können.
Die Eltern im Arbeitskreis „Schulseelsorge“ wollten die Weißdornhecke eigentlich im Herbst gemeinsam pflanzen, was Corona bedingt entfallen musste. Deshalb fand die Pflanzaktion nur im kleinen Kreis mit viel Abstand statt. Eltern und Schüler hoffen nun darauf, dass die Hecke gut wächst, so dass das Flechten dieser Hecke im Frühjahr gemeinsam vonstattengehen kann. Den Flechtknoten aus Weidenruten wird uns Herr Pieper noch beibringen. „Diese ehemals in Europa weit verbreitete handwerkliche Technik unter Nutzung von gewachsenen Naturmaterialien ist auch heute für eine aktive Kulturlandschaftspflege wertvoll“, so das Credo von Herrn Pieper.
Wir sind Herrn Pieper sehr dankbar, dass er uns die Flechttechnik lehren und uns bei der Heckenanlage weiterhin unterstützen will. Die handgebundenen Hecken, für die Herr Pieper sich einsetzt, wurden 2018 durch die deutsche UNESCO-Kommission zum „Immateriellen Kulturerbe“ erklärt. Mit der Kreuzhecke wollen wir die Heckenkultur im Kreis Höxter wiederbeleben und die alte Technik des Flechtens an die nächste Generation weitergeben.
Eine kleine Blühwiese wurde auf dem Hügel ausgesät. An den Bäumen des Gartens wurden Nistkästen aufgehängt. Das Insektenhotel aus einem alten Wagenrad bildet die Struktur der Wege im Kleinen wieder ab.. Aufgestellt und befestigt wurde das Insektenhotel an einheimischen Eichenstämmen, die die Stadt Brakel uns zur Verfügung stellte.
Gärtnern im Schulgarten:
Die Kräuterspirale wurde in einer Aktion der Eltern angelegt. Vorher hatten Schüler aus dem heimischen Steinbruch die besten Steine gesucht. Die Spirale selbst haben wir dann mit den gängigen Küchenkräutern und biblischen Kräutern bepflanzt. Unsere Kräuterspirale ist Anziehungspunkt für alle, die gerne kochen, aber auch für viele Insekten, die durch sie angelockt werden.
Das Staudenbeet im Schulgarten ist bunt und vielfältig. Immer blüht etwas.
Wir konnten auf einen alten Baumbestand zurückgreifen. Hinter der Hecke ist der Kompost, so dass wir auch hier ökologisch und nachhaltig arbeiten.
An der Weinlaube haben wir den ersten Wein gesetzt und sind gespannt, ob wir Trauben ernten können.
Ein Garten ist nie fertig und bietet immer neue Erlebnisse und Herausforderungen, vor allem aber eine reale Naturerfahrung.