24.06.2025

Taizé 2025: Erinnerungen und Freundschaften, die für immer bleiben

„Jubelt und freut euch“ – So wie im Taizé-Ohrwurm beginnt auch unsere Reise am Sonntag, dem 15.6.2025, als wir uns alle zusammen in den Bus setzen, um die 13-stündige Busfahrt zu diesem Kloster gemeinsam auf uns nehmen. Wir, das sind 27 Schülerinnen und Schüler von sechs verschiedenen Schulen und ihre begleitenden Lehrkräfte unter der Leitung von Maria Hanemann. Die Fahrt verbringt jeder anders: Manche schlafen, manche spielen und andere essen die vom Busfahrer mitgebrachten Schoko-Croissants. Eine halbe Stunde vor Ankunft ist die Vorfreude klar spürbar und wir kommen endlich an.

Bereits das erste Abendgebet ist für uns eine besondere Erfahrung. Anders, als viele es aus unseren Kirchen gewohnt sind, sitzt man hier auf dem Boden, der große Raum ist warm und einladend und voller Jugendlicher. Diese Gebete, die wir die folgende Woche dreimal pro Tag erleben dürfen, bestehen aus Gesängen in vielen unterschiedlichen Sprachen, kleinen Lesungen aus der Bibel und den fünf Minuten Stille, die genutzt werden, um zu reflektieren, zu beten oder zu meditieren. Das Samstagsgebet wird sogar im Internet übertragen. Bis tief in die Nacht hinein sind in der Kirche noch Menschen aller Altersgruppen zu finden, die singen oder beten.

Von „Taizé“ hatten viele von uns vor Beginn der Fahrt keine richtige Vorstellung. Es ist ein Ort für eine Auszeit vom Alltag, um sich mit Gott zu verbinden, mit Gleichaltrigen auszutauschen und auch Aufgaben für die Gemeinschaft zu übernehmen, zum Beispiel die Essensausgabe. Das Programm eines normalen Tages besteht aus drei Gebeten und Mahlzeiten. Morgens stellt ein Bruder der ökumenischen Communauté eine Bibelstelle vor, über die wir uns anschließend in internationalen Kleingruppen austauschen. Was auf den ersten Blick etwas langweilig klingt, ist durch die mitreißende Art von Bruder Johny ein echtes Vergnügen: Ungefähr 300 Jugendliche hören gespannt zu, was er täglich für uns aussucht, müssen mitdenken und mitmachen – die Stimmung ist ausgelassen. In den Kleingruppen wird es manchmal philosophischer und nachdenklicher. Am letzten Freitag präsentiert jede Gruppe etwas zu einem Bibeltext ihrer Wahl und alle zeigen, dass die letzten Tage nicht spurlos an ihnen vorübergegangen sind: Die Bibel steckt voller guter Texte und bietet viel Anlass zum Nachdenken, aber auch zum herzhaften Lachen.

Uns allen fällt schnell auf, dass dieser Ort ganz besonders ist.

Egal, ob die Gitarre spielende Gruppe am Oyak-Kiosk, die Gruppe, die sich zum berühmten Spiel Taizé-Twister zusammengeschlossen hat, oder die, die sich Henna-Tattoos aufmalt, jeder kann sich dazusetzen. Innerhalb dieser Woche werden schnell Freundschaften geschlossen und die interessantesten Gespräche geführt.

Selbst nicht christliche Teilnehmende oder überzeugte Atheisten trifft man an diesem Ort, die ihn wegen seiner Gemeinschaft und offenen und positiven Atmosphäre schätzen.

Am Freitag feiern wir mit den Jugendlichen aus Schweden Midsommar, den längsten Tag des Jahres, inklusive Blumenkronen und traditionellen Tänzen, und schließlich endet die Reise Samstag für die, die wollen, mit einem Ausflug in die nahe Stadt Cluny. Wir nutzen die Zeit für Souvenir-Shopping, Besuch der Sehenswürdigkeiten oder Antiquitäten-Läden.

Zum Abschluss reichen viele ihre Taizé-Gesangbücher herum und lassen jeden bei ihren Lieblingsliedern unterschreiben – ein Souvenir, das die Erinnerung für immer am Leben erhalten wird. Auch bei unserem Bibeleinführungs-Bruder Johny entsteht am letzten Tag eine Schlange. Und „suddenly“ … ist die Woche rum.

Die Frage, was man bei einem ersten Besuch in Taizé lernen kann, stellen wir an einem der Tage innerhalb der Bibelgruppen. Beliebte Antworten sind zum Beispiel „Lebe im Moment, statt dir etwas vorzunehmen!“, „Öffne deine Augen wie ein Kind!“ oder „Am Ende der Woche kannst du alles mit einem Löffel essen!“.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge fahren wir nach Hause und wissen, dass diese Erinnerung und die Freundinnen und Freunde, mit denen wir unglaublich schnell zusammengewachsen sind, für immer bleiben werden. Für die meisten von uns wird es nicht das letzte Mal in Taizé gewesen sein.

Text von Amelie Weber (Jg. 10, Schulen der Brede), Maria Hanemann (Lehrerin, Schulen der Brede) und Iris Niemann (Lehrerin, Gymnasium St. Michael)