Nach 173-jähriger Erfolgsgeschichte hat das Berufskolleg Brede am vergangenen Freitag für immer seine Pforten geschlossen. Mit der Entlassfeier der beiden letzten verbliebenen Klassen F12 und G13 endete gleichzeitig auch die Zeit der für die Region sehr bedeutsamen beruflich orientierten Bildungseinrichtung, die junge Menschen nicht nur ausgezeichnet auf eine berufliche Ausrichtung oder ein Studium vorbereitet, sondern stets auch großen Wert auf die Vermittlung gesellschaftlicher und religiöser Werte gelegt hat.
Innerhalb von 173 Jahren haben 7.271 junge Menschen die sechs Bildungsgänge in den Fachbereichen Wirtschaft/Verwaltung, Hauswirtschaft und Kinderpflege sowie Sozialpädagogik erfolgreich abgeschlossen. Die Absolventen des Berufskollegs fanden und finden sich in verantwortlicher Position im Erziehungswesen, in der Hauswirtschaft, im Handel, im Dienstleistungsbereich, in der kommunalen und kirchlichen sowie in der Kreis- und Bezirksverwaltung, im Handwerk, in der Industrie wieder oder führen als Selbstständige inzwischen elterliche oder gründeten eigene Betriebe. Zudem sind sie außerordentlich ehrenamtlich aktiv – unter anderem in Sportvereinen, bei der Feuerwehr, in den kirchlichen Gemeinden, in den Schützenvereinen, in karikativen Einrichtungen, in der kommunalen Politik.
Susanne Wagenknecht, zuständige Referentin des Schulträgers, würdigte in ihrer Ansprache das Berufskolleg Brede: „Die Schule ist von den Schulschwestern sehr fest auf dem Fundament des christlichen Glaubens gebaut worden. Das ist ein kostbares Geschenk und gibt Anlass zur Dankbarkeit.“ Im Namen des Schulträgers sprach sie allen daran Beteiligten ihren Dank für das Geleistete aus.
„Ein Abschied fällt umso schwerer, je größer die Bedeutung ist“, betonte Schulleiter Dr. Matthias Koch, dass mit der Schließung des Berufskolleg an der Brede eine Epoche zu Ende gehe: „Im Namen der vielen Schülerinnen und Schüler, der Betriebe und der gesamten Region danken wir den Kolleginnen und Kollegen des Berufskollegs von Herzen für das große Werk, das sie vollbracht haben.“ Ausdrücklich bezog er in seine Dankesworte auch die Schwestern der Brede mit ein: „Ihrem Einsatz verdanken wir die Schule; ihre große Tradition setzen wir fort.“ Im Wirken der Armen Schulschwestern habe sich der christliche Gedanke der Nächstenliebe konkretisiert.
Nun sei allerdings die Zeit gekommen, vom Berufskolleg Abschied zu nehmen: „Hintergrund ist nicht nur die demographische Entwicklung, sondern auch die völlig veränderte Situation auf dem Ausbildungsmarkt: Viele Schülerinnen und Schüler bekommen heute viel einfacher einen Ausbildungsplatz, ohne vorher noch eine kaufmännische Schule zu durchlaufen. Berufliche Gymnasien im Bereich Wirtschaft und Verwaltung gibt es inzwischen nicht nur bei uns an der Brede nicht mehr. Es ist also ein allgemeiner Trend festzustellen, dem sich die gesamte Schule stellen muss.“ Des Weiteren wären im Hinblick auf die Rückkehr zu G9 am Gymnasium und wegen der anhaltend hohen Nachfrage an der Realschule Brede die Kapazitäten zukünftig nicht vorhanden gewesen, um alle drei Abteilungen weiterzuführen.
Anlässlich der Schließung des Berufskollegs hatten sich aktuelle sowie ehemalige Kolleginnen und Kollegen etwas Besonderes ausgedacht: In einer Powerpoint-Präsentation blickten sie auf 173 Jahre Berufskolleg zurück und beleuchteten dabei auch weniger bekannte Seiten. „Die Lebensleistung vieler Kolleginnen und Kollegen ist bei diesem Streifzug durch die Geschichte des Berufskollegs eindrucksvoll und mit großem Respekt in Erinnerung gerufen worden“, so Schulleiter Dr. Koch abschließend.
Unser Titelfoto zeigt die zuständige Referentin des Schulträgers, Susanne Wagenknecht (2.v.l.), die ehemaligen Leitungen des Berufskollegs Reinhard Dittrich (l.), Hubertus Roland (Mitte), Schwester Baptista sowie Schulleiter Dr. Matthias Koch (r.) in der Bredenkirche.
Kai Hasenbein
(Ein ausführlicher Bericht über die Entlassfeier des Berufskollegs, die zeitgleich stattgefunden hat, folgt in Kürze.)